Das Problem ist bekannt: Weltweit wird rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel weggeworfen. In Luxemburg entsorgen Restaurants, Supermärkte, Großküchen und Haushalte pro Jahr 120 Kilo an Lebensmitteln pro Einwohner. Das meiste davon wird übrigens in privaten Haushalten weggeworfen: 64 kg an Lebensmittel pro Person.

Politik und Wirtschaft sind sich dieses Problems bewusst und wollen etwas dagegen unternehmen. Ein Weg, wie Lebensmittelabfälle vermieden werden, ist es, Produkte kurz vor dem Ablaufen an eine wohltätige Organisation zu geben, die sie an Bedürftige spendet.

In Luxemburg setzt die Politik u.a. auf Aufklärung mit der Plattform “Anitgaspi.lu“. Martine Hansen, die luxemburgische Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau, hat allerdings kürzlich bei einem Treffen mit ihren europäischen Amtskollegen die Idee einer europäischen Regelung unterstützt, die einen Rahmen für wohltätige Organisationen zur Weiterverteilung von Lebensmitteln schaffen soll.

Hygieneregeln

Diese Organisationen müssen z.B. strenge Hygieneregeln einhalten, die oft genug auf EU-Ebene gemacht werden. Diese muss es geben, weil bei Lebensmitteln strenge Hygienevorschriften gelten. Die Gesundheit der Menschen, die die Lebensmittel erhalten, soll nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Eine solche Organisation, die “Banque Alimentaire du Luxembourg“. Sie gibt es seit 2001 und seit 2017 hat sie den Status einer gemeinnützigen Organisation. Sie sammelt Nahrungsmittel bei Supermärkten ein. Alleine in diesem Jahr waren es rund 220 Tonnen unverderbliche Lebensmittel (etwa Konserven) und 200 Tonne frische Lebensmittel (wie Obst und Gemüse).

Diese werden pro Woche an 2200 Personen verteilt. Daneben beliefert die liefert “Banque Alimentaire” die Küche von der “Stëmm vun der Stroos” die in ihren Restaurants rund 900 Menschen täglich eine gratis Mahlzeit bietet. “Es ist auch in Luxemburg viel Hilfe notwendig”, so Jean Rodesch, ihr Präsident. Die Organisation die Lebensmittel entgegen, die gerade irgendwo zu viel sind. Das können schon einmal eine riesige Ladung Wassermelonen oder 600 Schoko-Nikoläuse sein, erklärt Rodesch.

Die angegebenen Hürden kennt auch er. Zum Beispiel müssen die Vorschriften zur Kühlkette eingehalten werden. Die Lebensmittel, die sein Verein erhält, stehen kurz vor dem Ablaufen. Sie müssen also von Gesetzeswegen so schnell wie möglich verteilt werden. Selbst dann, wenn sie noch lange essbar wären. Luxemburg gewährt den Organisationen aber unter anderem, Lebensmittel am letzten Tag vor dem Datum professionell einzufrieren (bei – 21°C), um sie ein wenig länger nutzen zu können. So hätten die einzelnen Länder in der EU ihre eigenen Regeln, bei denen sie den Bedürfnissen der Vereine entgegenkommen können.

John Rodesch begrüßt die Idee, diese Dinge auf europäischer Ebene zu vereinheitlichen. Ähnlich sieht dies das Ministerium von Martine Hansen. “Die Lebensmittelbranche wird über EU-Gesetzgebung geregelt und deshalb muss dieses Thema auch auf dieser Ebene angegangen werden, um überall eine einheitliche Herangehensweise zu haben und damit grenzüberschreitende Arbeit möglich ist”, teilt das Ministerium mit. Für das Weiterverteilen von Lebensmitteln gibt es im Moment keine spezielle Gesetzgebung. Man stütze sich auf EU-Guidelines, sagt das Ministerium weiter.

Frankreich geht derweil mit dicken Geschützen gegen die Lebensmittelverschwendung vor. Bis 2030 soll die Lebensmittelverschwendung im Hexagon um 50 % gegenüber 2015 reduziert werden. Großhändler sind verpflichtet, mit Organisationen, die die Lebensmittel weiterverteilen, zusammen zu arbeiten – und riskieren Strafen, wenn sie unverkaufte Lebensmittel zerstören oder entsorgen.

 

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