Die Wahlen in den USA beschäftigen Ökonomen weltweit. Der zukünftige Präsident der größten Wirtschaftsmacht der Welt droht seinen Handelspartnern mit flächendeckenden Einfuhrzöllen. Auch in Luxemburg beobachtet man die Situation mit Sorge.

Im Fokus von Trumps Drohgebärden stehen vor allem Kanada, Mexiko und China. US-Unternehmen sollen in Zukunft, wenn sie Waren und Dienstleistungen aus diesen Ländern kaufen, eine Steuer bezahlen. Die Mehrkosten werden sie an die Verbraucher weiterreichen.

Aber auch in anderen Ländern bangen Unternehmen schon und rechnen, damit sie in Zukunft Schwierigkeiten haben werden, ihre Produkte in den USA an die Konsumenten zu bringen. “Noch sind weder Details noch Daten bekannt”, sagt Anthony Villeneuve, Ökonom, der die internationale Lage für die Luxemburger Handelskammer beobachtet. Immerhin hat Luxemburg eine sehr offene Wirtschaft und die USA sind der größte Handelspartner Luxemburgs außerhalb Europas.

Inflation stabilisiert

“Die gute Nachricht von 2024 war, dass die Inflation sich stabilisiert hat”, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Trumps Politik berge das Risiko, dass die Inflation wieder ansteigt. Nicht nur in den USA. Im Klartext: Das Preisniveau könnte wieder schneller ansteigen. In einer solchen Lage könnte die Europäische Zentralbank den Leitzins wieder erhöhen, was Kredite (z.B. Immobilienkredite) verteuern würde.

“Andererseits plant Trump eine expansive Energiepolitik”, erklärt Anthony Villeneuve. Tatsächlich hat Donald Trump mehrfach deutlich gemacht, dass er die Erdölproduktion ausweiten will, frei nach dem Motto “Drill, baby, drill!”. Das könnte die Inflation wiederum mindern. “Es ist einfach zu früh, um etwas Genaues zu wissen.”

Eine weitere Eigenschaft von Donald Trumps Politikstil ist dessen Unberechenbarkeit. Ein Horror für Unternehmen, die nichts mehr hassen als fehlende Planungssicherheit. Wenn sie nicht wissen, welche Maßnahmen die größte Wirtschaft weltweit einführen will, oder diese sich täglich verändern, können sie ihr Geschäft nicht anständig planen.

Der Wirtschaftswissenschaftler glaubt, dass Luxemburg in den USA immer noch einen guten Stand hat. Die Qualität des Luxemburger Finanzplatzes, aber auch seines Weltraumsektors und seiner Logistikbranche, sei bekannt. Das Land sollte versuchen, die in Europa vergleichbar hohen Energiekosten durch seine Qualität zu kompensieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Seit der COVID-Pandemie fällt ein Stichwort unter Wirtschaftspolitikern immer öfter: Resilienz. Die Fähigkeit also, Schocks besser wegzustecken. “Die Wahl von Trump ist vor allem eine große Herausforderung auf Ebene der Europäischen Union. Sie muss Maßnahmen ergreifen, um damit umzugehen, indem sie die Industriepolitik und die Energiepolitik wiederbelebt und Innovations-Projekte ankurbelt.” Auf nationaler Ebene müssten die europäischen Länder ihre Wirtschaft festigen, indem sie sich breiter aufstellen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken.

Anthony Villeneuve weist darauf hin, dass nicht nur die USA protektionistische Maßnahmen ergreifen. Es sei eine weltweite Tendenz. “In einer offenen Wirtschaft wie Luxemburg ist jede Rückkehr zu protektionistischen Maßnahmen, die den Welthandel verlangsamen, zwangsläufig verheerend.”

 

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