Wenn er spricht ist er nicht zu stoppen. Wie ein Weinfass das überläuft. Italiano vero, Giovanni Curcio! Jedes Tröpchen der vergehenden Zeit weckt bei dem 40-Jährigen die Erinnerung an einen Grand Cru. Jedes Wort untermauert sein Wissen über Rebsorten. „Seit wann bin ich dem Wein verfallen? Seit meinem 14. Lebensjahr!“, erzählt der Sommelier des Restaurants Fani in Luxemburg. Da läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen…

Sprudelnd wie ein Jeroboam Champagner entkorkt er die Geschichte einer Leidenschaft, die zum Beruf wurde: „Ich war der Letzte in der Klasse. Eines Tages zwang mich eine Lehrerin, Oscar Wilde (Das Bildnis des Dorian Gray) zu lesen, und ich habe nie mehr damit aufgehört.“ Die Begegnung mit der Welt des ‚Traubensafts‘ erfolgte später durch einen Besuch in einer Buchhandlung. „Ich hatte einfach Lust, mir das schönste Buch im Laden zu kaufen. Und das war Hugh Johnsons Weltgeschichte der Weine, nur weil es einen schönen Einband und tolle Illustrationen hatte. Ich habe 64.000 Lire ausgegeben – ein Vermögen – und ich habe dieses „Blut der Erde“ angebetet!“

Sein Schicksal war damit besiegelt: Hotelfachschule in seiner Heimat Italien mit Spezialisierung auf Sommelier. Seitdem hat der ehemalige schlechte Schüler gelernt, fünf Sprachen zu sprechen. Seitdem hat der Novize Tausende und Abertausende von Weinen probiert, die Freuden außergewöhnlicher Gewächse genossen und unglaubliche Flaschen entdeckt, deren Etikett nicht viel hergab. Seitdem hat der Profi seine Erfahrungen in renommierten, oft mit Sternen ausgezeichneten Lokalen gesammelt…

🍷 „Ich koste von allem, von überall“🍇

Das Hotel Splendid oder il Pagliaccio in Rom, die Enoteca Pinchiorri in Florenz, l’Arpége, La Dame de Pic, Il Vino in Paris und dann La Table d’Agassac in der Nähe von Bordeaux. „Wenn du Wein genießt, musst du zwangsläufig Frankreich und seine Weinberge probieren. Das ist die Quelle selbst. Von hier aus ist alles entstanden; aus diesen Kellern können die größten Emotionen kommen …“.

Seit Juli 2021 ist es aber tatsächlich der Keller eines Lokals im Großherzogtum (1 Stern), in dem Giovanni Curcio sich entfaltet und „seine“ Gäste begeistert. Mit 600 Weinen auf seiner Karte und seiner Begeisterung für die besten Wein- und Speisebegleitungen hat er der Gastronomiebranche bereits seinen Stempel aufgedrückt. Der Titel „Bester Sommelier 2022“, der ihm von Gault & Millau verliehen wurde, beweist dies.

„Wenn du im Dienste einer exzellenten Küche wie der meines Küchenchefs Roberto Fani stehst, spornt dich das zu noch besseren Leistungen an“, gesteht der gesprächige Somelier. „Man muss immer das Glas finden, das den Unterschied macht. Ich weiß, dass ich sie unter den luxemburgischen Weinkellern finden kann, aber man darf sich in meinem Job nie einschränken, also probiere ich alles, von überall, um sie dann Kennern und Neulingen anzubieten.“ Und er genießt jedes Lächeln auf dem Gesicht eines Gastes das zeigt, dass er richtig gelegen hat!

Im nächsten Monat wird er jedoch ein anderes Publikum überzeugen müssen: die internationale Expertenjury des Wettbewerbs „Bester Sommelier Europas“, für den er sich zum ersten Mal angemeldet hat. „Ich habe schon einmal an dieser Art Wettbewerb teilgenommen. Es geht immer darum, sein persönliches Niveau zu erhöhen, das ist es, was mich mehr reizt, als andere Kollegen zu schlagen…“. Trotzdem: Wenn er von 🇷🇸Belgrad mit dem Titel zurückkehren könnte, wäre er nicht abgeneigt.

Giovanni Curcio hat sich auf den Wettbewerb worbereitet wie sich ein Sportler auf einen Wettstreit vorbereitet. Er hat sehr viel trainiert. „Ich bin die serbischen Weine durchgegangen. Ich habe mein Wissen über die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Trauben von hier und dort vertieft. Ich habe Punkte über diese PIWI-Rebsorten (mit geringer Umweltbelastung) vertieft… Und nicht zu vergessen die unumgänglichen Blindverkostungen, die Reden, um die Weine perfekt zu beschreiben, usw.“.

Wenige Wochen vor dem Wettbewerb gibt der Sommelier jedenfalls zu: „Es ist nicht eine Medaille oder keine Medaille, was mich dazu bringt, Weine weniger zu schätzen“. Ein Getränk, dem er seine Karriere widmet, und nicht nur das. „Natürlich versuche ich auch in meinen Urlaub ausfindig zu machen an welchen Weinbergen ich vorbeikommen werde…“. In Japan, Israel, Katalonien und sogar Südengland ist Giovanni schon einmal dem Touristen-Sommelier-Modus verfallen. Und er redete und redete und redete. Und sein Gegenüber trank seine Worte wie ein Glas Wein. Logisch!

 

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