Arbeitssuchende im Alter von 45 Jahren und älter machen mehr als 40 % der Personen aus, die sich beim Luxemburger Arbeitsamt (ADEM) eingeschrieben haben. Diese Personen stehen oft vor besonderen Herausforderungen bei der Arbeitssuche. Dies können gesundheitliche Probleme sein, fehlende Fähigkeiten oder familiäre und finanzielle Schwierigkeiten. Das geht aus einem neuen Bericht des ADEM hervor.

Dies ist im kein neues Phänomen. Seit mindestens 10 Jahren liegt der Anteil der Arbeitssuchenden in dieser Alterskohorte bei zwischen 41 und 46 %. Sie machen damit seit mindestens einem Jahrzehnt die größte Gruppe von Arbeitslosen aus. Im letzten Jahr machten sie run 7.500 der knapp 18.000 Arbeitslosen aus. Und: Je älter die Arbeitssuchenden sind, umso länger ist tendenziell die Arbeitslosigkeit. Aktellen Zahlen zufolge waren im August übrigens 17.439 Menschen Arbeitslos gemeldet.

Die Zahlen des ADEM helfen, einen breiten Blick auf das Phänomen Arbeitslosigkeit zu werfen. Aus den Zahlen geht hervor, dass die Arbeitslosigkeit sich in allen Altersgruppen ähnlich entwickelt. Wenn die Arbeitslosigkeit bei den Jüngeren steigt oder fällt, dann steigt oder fällt sie auch bei den Älteren. "Dies deutet darauf hin, dass die Faktoren, die die Beschäftigung beeinflussen, unabhängig vom Alter häufig gemeinsam sind", schlussfolgert ADEM.

Eine Besonderheit wird sichtbar, wenn man die Arbeitssuchenden über 60 gesondert betrachtet. Ihre Zahl hat seit 2014 nur zugenommen. Eine Entwicklung, die sich mit der COVID-Pandemie nur noch beschleunigt hat. Mit einer durchschnittlichen jählichen Steigerung von 7,6 % seit 2014.

Eine weitere Besonderheit betrifft das Geschlecht. Bei den Arbeitslosen über 50 Jahren überwiegen die Männer. Es sind also mehr Männer über 50 auf der Suche nach Arbeit als Frauen. Dies erklärt sich zum einen aus der "häufig kürzere Karrieren bei Frauen" (Zitat ADEM), aber auch daraus, dass viele Männer im Baugewerbe tätig sind, und deshalb einem höheren Gesundheitsrisiko unterliegen. Gesundheitsprobleme, die sich so im Laufe der Karriere anhäufen, können die Arbeitssuche erschweren.

Wenig überraschend stellt sich auch heraus, dass Arbeitssuchende über 45 weniger oft die Möglichkeit hatten zu studieren und dass sie weniger gute Sprachkenntnisse haben als Arbeitslose aus jüngeren Generationen. Ein weiterer Unterschied zu jungen Arbeitssuchenden: Ihre älteren Leidensgenossen haben öfter eine Behinderung und sind öfter eingeschränkt arbeitsfähig. Sie machen 29 % der über 44-Jährigen aus. In der gesamten Population der Arbeitssuchenden sind es dagegen nur 17 %.

So erklärt es sich auch, dass Menschen über 45 oft nach einer Arbeit suchen, für die weniger Qualifikationen und Sprachkenntnisse erforderlich sind. Zum Beispiel als Reinigungskraft, als Hausmeister oder als Sekretär oder als Tellerwäscher in der Gastronomie. Fakt ist aber auch, dass in diesen Berufen derzeit weniger Stellen offen  stehen.

Das Dokument des ADEM schlägt in Anbetracht dieser Erkenntnisse eine personalisiertere Betreuung der Arbeitslosen über 45 vor. Dabei sollen Fähigkeiten, die im Berufsleben angehäuft wurden, identifiziert werden und die Motivation der Arbeitslosen besser verstanden werden. So sollten sie besser bei der Arbeitssuche unterstützt werden und ihr Selbstwertgefühl gesteigert werden. Daneben sollen sie aber auch mit Coaching (alleine und in Gruppen) und mit Fortbildungen gefördert werden.

Finanzielle Unterstützung

In Luxemburg gibt es außerdem Hilfen wie die "Wiedereingliederungshilfe", die Arbeitnehmern, die eine Arbeit annehmen, die schlechter bezahlt ist als ihre vorherige Anstellung, 48 Monate lang  90 % des vorherigen Gehaltes garantieren. Hiervon haben im letzten Jahr zum Beispiel 608 Personen profitiert.

 

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