Eine Arbeitslosenquote von unter 5 %, mehr als 11.000 Stellen, die auf Bewerber warten, und Arbeitgeber, die sich um Bewerber bemühen: Luxemburg ist hungrig nach Arbeitskräften. Von der Finanzbranche über die Industrie bis hin zum Handwerk – es vergeht kein Tag, an dem nicht ein Teil der nationalen Aktivitäten seine Arme für neue Profile öffnet.

Die Situation scheint sich geändert zu haben. Als ob der Arbeitnehmer gegenüber seinem aktuellen oder potenziellen Arbeitgeber mehr Gewicht hätte. Er stellt höhere Anforderungen, erwartet mehr von seinem Unternehmen als vor der Covid-Krise und fühlt sich freier, sich anderweitig zu orientieren. Die von Randstad durchgeführte weltweite Umfrage unter 35.000 Arbeitnehmern spiegelt diese neue Realität auch für das Großherzogtum wider.

Unter den 18- bis 67-Jährigen, die in Luxemburg arbeiten, befürchten heute nur 14 %, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Das sind drei Mal weniger als weltweit (37 %), was darauf hindeutet, dass der wirtschaftliche Kontext in Luxemburg mehr als beruhigend ist. Selbst wenn sie ihren Job verlieren sollten, glauben 48 % der befragten Arbeitnehmer an ihre Chance, bald wieder einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben.

Werte und Flexibilität

Übrigens, ganz klar: 87 % der Befragten im Großherzogtum sind der Meinung, dass ihr derzeitiger Arbeitsplatz ihnen Sicherheit in Form von beruflicher Stabilität bietet.

Alles wäre also in der besten aller Welten in Ordnung. Allerdings müssen Personalverantwortliche aufpassen, denn diese Zufriedenheit verpflichtet sie dazu, ihren Mitarbeitern einen klaren Rahmen zu bieten. Ansonsten droht ihnen die Abwanderung. Ein Drittel von ihnen gibt an, dass sie keine Stelle in einem Unternehmen annehmen würden, das nicht ihren Werten (sozial, ökologisch usw.) entspricht.

In Luxemburg liegt also “conscious quitting” in der Luft für die Personalabteilungen, die nicht aufpassen. Selbst wenn, puh, 70 % der Befragten das Gefühl haben, dass die Werte und das Ziel ihres Arbeitgebers mit ihren eigenen übereinstimmen (Nachhaltigkeit, Vielfalt, Transparenz).

Die Randstad-Studie zeigt auch, dass 46 % nicht mehr bereit wären, eine Stelle anzunehmen, die sich negativ auf ihre Work-Life-Balance auswirkt. Fast ebenso viele (42 %) würden einer Stelle den Rücken kehren, die ihnen keine Flexibilität bei den Arbeitszeiten und 34 % bei der Flexibilität des Arbeitsortes bietet.

Arbeitszeitverkürzung oder Verteilung der 40-Stunden-Woche, Einsatz von Home-Office: Politiker und Sozialpartner tun also gut daran, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Sie wirken sich auf das Engagement der Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz aus, aber auch mittelfristig auf die Fortsetzung der Karriere in Luxemburg.