Die Stärkung des Zusammenlebens in der Großregion durch eine territoriale grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die der gelebten Realität der Bürger entspricht – so die Parole des Interreg-Programms. Heißt, einfach formuliert, das Programm fördert grenzüberschreitende Kooperationen zwischen lokalen und regionalen Partnern aus den verschiedenen Gebieten der Großregion.

Zielsetzung: mittels dieser verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit soll der wirtschaftliche, soziale und territoriale Zusammenhalt des großregionalen Raums gestärkt und eine Verringerung der grenzbedingten Hemmnisse erzielt werden. Gefördert werden können sowohl kleinräumige Kooperationen in einzelnen Teilgebieten als auch großangelegte Projekte auf der Ebene der gesamten Großregion. Diese Europäische Territoriale Zusammenarbeit (Interreg) ist in mehrere Bereiche gegliedert:

+ grenzüberschreitend (Interreg A),

+ transnational (Interreg B),

+ interregional (Interreg C),

+ Zusammenarbeit der Regionen in äußerster Randlage (Interreg D)

Die Großregion: Was ist das?

Die Großregion, das ist ein heterogener Raum, der vier EU-Mitgliedstaaten – Luxemburg, Belgien, Deutschland und Frankreich, fünf Regionen und drei Sprachen (Deutsch, Französisch, Luxemburgisch) umfasst.

Auf einer Fläche von 65 401 km2 leben rund 11,4 Millionen Menschen.

37,5% der EU-Bevölkerung leben in Grenzgebieten, entlang von 38 Binnengrenzen, die aus geografischen und sprachlichen Barrieren bestehen und oft die Narben europäischer Kriege tragen. Interreg wurde 1990 als Gemeinschaftsinitiative ins Leben gerufen und im Jahr 2000 zu einem formellen Ziel der europäischen Kohäsionspolitik umgestaltet.

Die europäische grenzüberschreitende Zusammenarbeit, bekannt als Interreg A, unterstützt die Zusammenarbeit zwischen NUTS III-Regionen aus mindestens zwei verschiedenen Mitgliedstaaten, die direkt an den Grenzen liegen oder an diese angrenzen. Sie zielt darauf ab, gemeinsame Herausforderungen, die in den Grenzregionen identifiziert wurden, zu bewältigen und das ungenutzte Wachstumspotenzial in den Grenzregionen zu nutzen und gleichzeitig den Kooperationsprozess im Sinne einer harmonischen Gesamtentwicklung der Union zu verstärken.

Positive Bilanz 

Zum Abschluss des Programms Interreg Großregion 2014-2020 und zum Start des Programms Interreg Großregion für die neue Programmperiode 2021-2027 fand am Montag, den 10. Oktober 2022, im Centre culturel de rencontre Abbaye Néimënster in Luxemburg eine Konferenz aller Programmpartner statt, an der über 200 Teilnehmer aus der gesamten Großregion, darunter auch politische Entscheidungsträger, teilnahmen. Neben dem Gastgeber der Konferenz, Claude Turmes, Minister für Raumordnung, nahmen auch politische Vertreter der Partnerbehörden des Programms sowie Brigitte Torloting, Vorsitzende der Verwaltungsbehörde, und Olivier Baudelet, Vertreter der Europäischen Kommission, an der Veranstaltung teil.

Am Vormittag fand eine politische Podiumsdiskussion mit anschließender Pressekonferenz statt, und am Nachmittag wurden dem interessierten Publikum in Workshops die konkreten Bedingungen für neue Projekte erläutert. In Einzelgesprächen mit den Kontaktstellen der verschiedenen Seiten konnten zudem verschiedene Fragen vertieft werden. Darüber hinaus wurden in einer Ausstellung Poster von Projekten gezeigt, die im Programmzeitraum 2014-2020 durchgeführt wurden.

Funktionale Zonen zur Stärkung des Zusammenlebens in der Großregion

“Je weiter man von der Großregion entfernt ist, desto weniger ist man sich ihrer Bedeutung bewusst. Wir machen sehr schöne Projekte, aber wir sind noch zu weit von den Bürgern entfernt, wir müssen ihnen näher kommen. So stellt das Konzept der funktionalen Zonen eine der wichtigsten Neuerungen des Programms dar: Endlich wird es definierte Kooperationsgebiete geben und dieser Ansatz wird die Arbeit viel einfacher und somit konkreter für die Bürger machen”, betonte Claude Turmes während des politischen Rundtischgesprächs, bei dem eine positive Bilanz des abgelaufenen Programmzeitraums 2014-2020 gezogen und ein Austausch über die Perspektiven und Prioritäten des neuen Programmzeitraums 2021-2027 geführt wurde.

Abschließend freute sich der Minister, dass alle anwesenden Partner den Wunsch nach einem gemeinsamen Ansatz teilten, der die Arbeit der politischen Instanzen bürgernäher gestaltet und stärker auf die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen in ihrem täglichen Leben abgestimmt ist.

Unter den Politikern herrschte Einigkeit darüber, dass sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit während der Pandemie als unerlässlich, ja sogar als überaus wichtig erwiesen hat. “Diese COVID-Krise verlangt viel mehr Nähe”, stellte die Vorsitzende der Verwaltungsbehörde von Interreg Großregion fest, und Marc Zingraff, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses “Internationale Beziehungen”, Region Grand Est, fügte hinzu, dass “die Pandemie ein Augenöffner dafür war, dass wir ein echter Lebensraum sind“.

Jürgen Barke, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Saarlandes, bekräftigte, dass “wir noch mehr daran arbeiten müssen, dass die Regionen Europas grenzüberschreitend besser wahrgenommen werden und die auftretenden Hindernisse weiter abgebaut werden“. Gilbert Schuh, Vizepräsident des Département Moselle, der für internationale Beziehungen, Grenzüberschreitungen, Mehrsprachigkeit und die Großregion zuständig ist, bemerkte in diesem Zusammenhang, “dass es einige Fortschritte gegeben hat, aber man muss näher an die Bürger herankommen. Es muss eine grenzüberschreitende Demokratie geschaffen und umgesetzt werden!

182 Millionen Euro zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit vor Ort 

Das aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) co-finanzierte Budget des Interreg-Programms Großregion für den neuen Programmzeitraum wurde um 42 Millionen Euro auf 182 Millionen Euro aufgestockt. Das von der Europäischen Kommission genehmigte Programm für den neuen Zeitraum ist um vier thematische Achsen herum aufgebaut: + Eine grünere Großregion; + Eine sozialere Großregion; + Eine Großregion mit mehr Bürgernähe.