Luxemburg reformiert Besteuerung von Firmenwagen
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von
EddyThor
am 02/02/2022 um 09:02
3 Kommentare
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Die Bereitstellung eines (vom Arbeitgeber gekauften oder gemieteten) Dienstwagens ist eine in Luxemburg übliche Praxis und gehört bei vielen Arbeitgebern zur Vergütungspolitik.
Die Bereitstellung eines zu beruflichen und privaten Zwecken genutzten Dienstwagens (z. B. Strecke zwischen Wohnort und Arbeitsstätte des Arbeitnehmers) stellt einen steuerpflichtigen geldwerten Vorteil im Rahmen der Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit dar, der auch sozialversicherungspflichtig ist.
Übernimmt der Arbeitnehmer einen Dienstwagen (der dem Arbeitgeber gehört oder von diesem mit Kaufoption gemietet wurde) zu einem niedrigeren Preis als dem Marktwert, stellt dies ebenfalls einen steuerpflichtigen geldwerten Vorteil im Rahmen der Einkünfte aus nichtselbständiger Tätigkeit dar, der auch sozialversicherungspflichtig ist.
Der geldwerte Vorteil wird pauschal mit monatlich 1,5 % des Neuwagenpreises (einschließlich Sonderausstattung und MwSt.) bewertet, ggf. gemindert um den Preisnachlass des Verkäufers. Gleiches gilt für die Bewertung von Gebrauchtfahrzeugen.
Die luxemburgische Regierung plant nun, die Besteuerung von Firmenwagen zu reformieren.
Die geplante Reform der Dienstwagenbesteuerung gliedert sich dabei in eine ganzheitliche Strategie ein, den nationalen Fuhrpark nachhaltig klimaneutraler zu gestalten.
Im Januar 2020 wurde die Bemessungsgrundlage für die Autosteuer neugestaltet, dies bedingt durch Anpassungen auf europäischer Ebene bezüglich der Typzulassung von Fahrzeugen.
Mit dem Einführen eines neuen Testzyklus (WLTP – Worldwide Harmonised Light Vehicles Test Procedure) zur Ermittlung der CO2-Emissionen für leichte Kraftfahrzeuge, stieg die Bemessungsgrundlage zur Berechnung der Kraftfahrzeugsteuer um rund 20% gegenüber dem alten Zyklus (NEDC – New European Driving Cycle) an.
Eine Anpassung die unabdingbar war, da die realen CO2-Emissionen, welche unmittelbar an die Verbrauchswerte der Fahrzeuge gekoppelt sind, zunehmend zu den während der Typprüfung ermittelten Emissionen abwichen, und der erwartete Effekt zu CO2-Reduktion unter realer Nutzung nicht demensprechend eintrat.
2020 wurden allerdings noch keine Anpassungen am Stufenmodel vorgenommen, aber die Bemessungsgrundlage auf WLTP umgestellt, womit diese um 20% anstieg.
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor wurden somit in der Regel in die nächst höhere Besteuerungsklasse eingestuft.
Anpassung des Stufenmodells
Mit der geplanten Reform erfolgt nun eine Anpassung des Stufenmodels in zwei Schritten, um insbesondere Elektrofahrzeuge weiter zu begünstigen und die Obergrenze zu den maximalen CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren (von 150 g/km auf 130 g/km).
Unter Berücksichtigung, dass zur Analyse der Dienstfahrzeuge die Neuzulassungen von Leasingfahrzeugen zu Grunde gelegt wurden, wird ersichtlich, dass insbesondere die Anpassungen aus dem Jahr 2020 einen Effekt auf die Neuzulassungen von emissionsärmeren Fahrzeugen zu haben scheint.
So kam es besonders für diese Fahrzeuge zu einem erheblichen Rückgang der mittleren CO2-Emissionen, womit der gewünschte Steuerungseffekt eingetreten ist.
Dieser Steuerungseffekt soll insbesondere für die Übergangszeit bis zum 1. Januar 2025 genutzt werden, indem die steuerlichen Vorteile insbesondere für batteriebetriebene Elektroautos weiterhin hochgehalten werden.
Dahingegen wird für sämtliche Fahrzeuge, welche einen CO2-Ausstoß von über 80 g/km aufweisen, die Besteuerungsgrundlage um mindestens 0,2% angehoben, wobei der Maximalwert bei 1,8% bestehen bleibt.
Allerdings wird im Gegenzug die CO2-Obergrenze, ab welchem der Höchstsatz anzuwenden ist, um 20 g/km gesenkt.
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Förderung von E-Mobilität
Diese Vorgehensweise ist ein klarer Ansatz, die Elektromobilität zu fördern und den Fahrzeugen mit hohen Abgasemissionen keine steuerlichen Vorteile zuzugestehen.
So kann aus den durchgeführten Berechnungen ermittelt werden, dass der finanzielle Vorteil bei einem Fahrzeug für welches der geldwerte Vorteil mit 1,8% anzusetzen ist, unter Grundlage der Steuerklasse 1, nicht mehr gegeben ist und ein privates Leasing oder ein privater Erwerb vorteilhafter wäre.
Im Gegenzug bleibt dieser Vorteil für energieeffiziente Elektroautos mit einer Bemessungsgrundlage von nur 0,5% des Neuwerts jedoch beachtlich.
In der zweiten Phase werden ab 2025 letztendlich sämtliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, sowie Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeuge auf der Berechnungsgrundlage von 2% des Kaufwertes besteuert, wohingegen reine Elektrofahrzeuge mit 1% bzw. 1,2% veranlagt werden.
Firmenwagen mit Verbrenner ab 25 deutlich teuerer
Mit einer derartigen Anpassung der Besteuerungsgrundlage werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren uninteressant um weiterhin als Dienstfahrzeug genutzt zu werden, denn die jährlichen Mehrkosten übersteigen deutlich die Kosten für das private Leasen oder den Erwerb eines derartigen Fahrzeuges.
Da die 100% Elektrofahrzeuge jedoch vermehrt Einzug erhalten, muss langfristig eine Anpassung der Bezuschussung dieser Fahrzeuge erfolgen.
Wobei gegenüber dem Jahr 2017 die Besteuerungsgrundlage noch deutlich unter dem damaligen Wert von 1,5% liegen wird und somit stets gewährleistet bleibt, dass batterieelektrische Elektroautos oder sonstige Nullemissionsfahrzeuge auch nach 2025 als Dienstwagen interessant bleiben.
Solange Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auf dem europäischen Markt zugelassen werden können, bzw. solange die Mitgliedstaaten eine Zulassung nicht untersagen können, muss eine Besteuerungsgrundlage für den geldwerten Vorteil bestehen bleiben.
Derweil schreiben die europäischen Typgenehmigungstexte vor, dass wenn ein Fahrzeug über eine europäische Typgenehmigung verfügt, dieses Fahrzeug ohne Einschränkungen zugelassen werden muss.
Regierung will Zulassungsverbot vorziehen
Die Luxemburger Regierung hat diesbezüglich jedoch ambitionierte Ziele und möchte, zusammen mit anderen Mitgliedsstaaten, das Zulassungsverbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren gegenüber den Überlegungen der europäischen Kommission von 2035 auf das Jahr 2030 vorziehen.
Zusammengefasst ist mit dem Einführen von einem Besteuerungssatz von 2% auf dem geldwerten Vorteil von einem Fahrzeug sichergestellt, dass eine Besteuerungsgrundlage besteht, jedoch diese sich grundsätzlich finanziell betrachtet negativ auswirkt.
Somit kann letztendlich nicht von einer Bezuschussung durch den Staat gesprochen werden.
Mit dem Bestehenbleiben der Vorteile für 100% Elektrofahrzeuge soll vermieden werden, dass Fahrzeuge mit hohen CO2-Emissionen letztendlich über ein privates Leasing finanziert werden oder privat gekauft werden, sondern eher auf ein reines Elektrofahrzeug zurückgegriffen wird und somit die Durchdringung im Markt beschleunigt wird. (Red/Ministerium für Mobilität und öffentliche Arbeiten Luxemburg)
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FrecherFritz
Habe ein Auto aus 2019. Die Rate stieg von 1,5% auf 1,6%. Das nächste Auto kommt Ende des Jahres und wird ein E-Auto sein. 0,5%, ab 2025 1%.
KlarDenkenHilft
Was mich hier überrascht ist die Geschwindigkeit der Anpassung.
Aber zunächst mal @PsstGeheim: Der Artikel ist aus meiner Sicht missverständlich, da der Pauschale 1.5% Ansatz schon lange hinüber ist. Dazu verstehe ich, dass alle Verbrenner relativ zeitnah um mindestens 0.2% angehoben werden sollen, was sich z.B. auf 3 Jahre Standardlaufzeit auf 7.2% des Fahrzeugwertes aufaddiert, also durchaus deutlich spürbar ist wenn man abwägt ein Auto entweder zu kaufen oder zu leasen.
Und dann die nochmals deutlich erhöhte Steuer ab 2025 ist für neu abgeschlossene Leasings sehr oft innerhalb der normalen Laufzeit, daher mag in knapp 3 Jahren lange erscheinen, ist aber für sicherlich viele Einzelfälle schon bitter.
Von daher gilt aus meiner Sicht: Erst mal abwarten wie genau es kommt, ist eine schlechte Nachricht für sehr viele Dienstwagennutzer aber gleichzeitig auch langfristig unzweifelhaft ein nötiger Schritt für die Umwelt. Schmerzhaft aber verständlich.
PsstGeheim
Bisherige Besteuerung aller Dienstwagen liegt bei 1,5%
Die meisten Dienstwagen sind noch immer Diesel und liegen in der Kategorie 110-150g CO2. Diese Kategorie wird auch weiterhin mit 1,5% besteuert, also ändert sich für die meisten vermutlich gar nichts.
Das ist reines greenwashing was hier betrieben wird um niemandem weh zu tun, die höher besteuerten, entsprechend größeren Dienstwagen werden von Mitarbeitern gefahren, in deren Gehaltsklassen die paar Euro mehr dann egal sind.
Rauf auf 3-4% mit der Besteuerung, das würde vielleicht etwas bringen und vor allem auch den Ressourcenverbrauch durch alle 3-4 Jahre ausgetauschte Fahrzeuge reduzieren.